Anfrage der Wählergemeinschaft "Die Freien Bürger - dfb" Flörsheim an die Fraport AG und Deutsche Flugsicherung zum weiterentwickelten Betriebskonzept FRA
Flörsheim, den 17.08.2025
Sehr geehrte Damen und Herren der Fraport AG und der Deutschen Flugsicherung,
wir von der Wählergemeinschaft Die Freien Bürger Flörsheim haben mit Sorge die Vorstellung des geplanten weiterentwickelten Betriebskonzept im Hinblick auf Abflüge in Nordwest Richtung zur Kenntnis genommen. Hierbei möchten wir zunächst klarstellen, dass wir uns grundsätzlich zum Flughafen Frankfurt bekennen und uns auch der positiven Wirkung im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Region bewusst sind. Dennoch war bei der Erweiterung des Flughafens durch die Nordwestbahn und der damit, insbesondere für Flörsheim erheblich ansteigenden Lärmbelastung bei Anflügen mit Betriebsrichtung 07, eine Lärmentlastung bei Abflügen durch die Südumfliegung ein entscheidender Bestandteil bei den Verhandlungen zum Planfeststellungsbeschluss.
Die Belastung sollte auf alle umliegenden Kommunen verteilt werden und je nach Betriebsrichtung sollten alle Kommunen auch Phasen einer Entlastung vom Lärm erhalten. Das weiterentwickelte Betriebskonzept verletzt diese Grundlagen und insbesondere Flörsheim und seinen Ortsteilen drohen erhebliche Mehrbelastungen. Auf Basis ihrer Präsentation mit Stand 04.06.2025 stellen sich uns daher folgende Fragen, um deren Beantwortung wir bitten: Aus welchem Grund nutzen derzeit keine zweistrahligen Flugzeuge der Kategorie Heavy die Südumfliegung? Diese Flugzeuge nehmen einen immer größeren Anteil der Abflüge ein. Es werden Fälle auf der Südumfliegung aufgeführt, welche von der vorgesehenen Routenführung abwichen. Wurden hier alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um doch einen unabhängigen Betrieb zu gewährleisten (Sensibilisierung der Besatzungen durch Hinweise in den AIP auf den kritischen Bereich bei der Kurve, Nutzung gängiger PBN/RNP Verfahren, verpflichtende Nutzung von Flight Director/Auto Pilot im Abflug)?
Es ist schwer vorstellbar, dass ein weitgehendes Einhalten der Routenführung mit heutigen Flugsystemen nicht möglich sein soll. Stünde ein Berg über der Piste 18, käme es sicherlich auch zu keinen Abweichungen. Es scheint schlicht ein fehlendes Bewusstsein über die Sensibilität des Bereichs bei den Flugbesatzungen zu geben. Auf Seite 20 wird aufgeführt, dass selbst bei Herstellung der Unabhängigkeit die Zielkapazität nicht erreichbar ist. Hat mit dieser brisanten Aussage der Planfeststellungsbeschluss überhaupt noch eine Grundlage? Künftig soll die NW Strecke in Abhängigkeit der Nachfrage genutzt werden. Ab welcher genauen Kapazität soll dies gelten? Wer definiert diese Spitzenlast?
Wir bedanken uns für die Beantwortung der Fragen.
Mit freundlichen Grüßen Cäcilia Steube 1. Vorsitzende
Fluglärm hemmt Leseleistung der Kinder
Eine andauernd hohe Fluglärmbelastung hat negative Effekte auf die Leseleistungen und die Lebensqualität von Grundschülern. Zu diesem Ergebnis kommt der erste Teil der Lärmwirkungsstudie NORAH (Noise Related Annoyance, Cognition and Health), der sich mit Auswirkungen auf Kinder befasst. Schlechter schlafen Die NORAH-Studie stellt auch Effekte des Fluglärms auf die schulbezogene und gesundheitliche Lebensqualität fest: Die befragten Mädchen und Jungen fielen durch eine negativere Schul- und Lerneinstellung auf, sowie durch eine schlechtere Beurteilung ihrer Schlafqualität und ihres körperlichen Wohlbefindens.
Mehr Stresshormone
Negative Auswirkungen des Fluglärms wurden bereits durch andere Studien nahegelegt: Professor Eberhard Greiser berichtete im Jahr 2013 in Flörsheim von seinen unabhängigen Forschungen zu Herz- und Kreislauferkrankungen. Der Wissenschaftler erläuterte damals, dass sich das Krankheitsrisiko ab einem Schallwert von 40 Dezibel erhöhe. Nächtlicher Lärm führe zur Ausschüttung von Stresshormonen, die einen erhöhten Blutdruck verursachen können. Greiser hatte ausgewertet, dass eine Lärmbelastung von rund 60 Dezibel das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei einem 40-Jährigen um 90 Prozent erhöht. Für den Zeitraum von 2012 bis 2021 erwartet der Professor die alarmierende Diagnose von 6700 Herz- und Kreislauferkrankungen, 4400 Fällen von Diabetes, 5700 Depressionen, 2000 Psychosen, 3700 Demenzerkrankungen sowie 900 Fällen von Krebs. In der Summe ergibt dies insgesamt 23 400 durch Fluglärm verursachte Krankheitsfälle allein im Umkreis des Frankfurter Flughafens. Die Gesamtkosten für das Gesundheitssystem würden sich, nach Schätzungen von Professor Eberhard Greiser, auf rund 1,6 Milliarden Euro belaufen.
Lärm schlägt auf die Psyche
Die Dauerbeschallung bei Ostwind (Betriebsrichtung 07 ) über Flörsheim durch die landenden Flugzeuge auf der Nord-West-Landebahn stört genauso wie der Straßenlärm, der in Flörsheim von Tag zu Tag schlimmer wird. Betroffene können sich dem in der Regel nicht entziehen - außer, sie ziehen weg (Die Vertreibung aus Flörsheim). Eine solche Situation kann psychisch sehr belastend sein und vor allem in Kombination mit Schlafstörungen, sogar zu Depressionen führen.
Ein Schlag ins Gesicht. „Der Bau des Terminals 3 ist ein Schlag ins Gesicht aller fluglärmgeplagten Bürger“. Nach jahrelangem Streit wird nun doch gebaut: Auf dem Flughafengelände in Frankfurt haben die Arbeiten für den dritten Terminal begonnen. Für die Landesregierung ein unverzichtbarer Schritt zur Sicherung des Wohlstands der Region. Für uns Anwohner ein bitterer Tag. Ministerpräsident Bouffier (CDU) sieht die große Mehrheit der Hessen hinter dem Projekt stehen. Unsere Politik ist verantwortlich gegenüber Kindern, Enkeln und künftigen Generationen. Für ihr und unser Überleben ist die Bewahrung der ökologischen Grundlagen alles Lebens – Luft, Wasser, Boden, Pflanzen- und Tierwelt – Voraussetzung. Wir die dfb’ler sehen das derzeitige ökonomische System der Menschen in den Industrieländern zerstört diese Voraussetzungen mit der Folge der Selbstvernichtung. Terminal 3 wird die Kapazitäten am Frankfurter Flughafen in einem Umfang erhöhen, der dem Bau eines neuen Flughafens entspricht. Für Umwelt und Klima ist das desaströs. Ob es ein sicherer Wohlstand wird, wird sich später herausstellen. Nur die Anwohner werden den Lärm zu spüren bekommen, wir Flörsheimer Bürger können ein Lied davon singen, morgens um 5:00 Uhr geht der Horror los und hört um 23:00 Uhr auf.
Terminal 3 in Zahlen
Größe:
- 90 000 Quadratmeter Grundfläche
- 306 000 Quadratmeter Nutzfläche
Platz für Flugzeuge:
- 24 „Parkplätze“ für Flugzeuge am Gebäude
Schalter:
- 80 Schalter plus 38 Automaten
Sicherheitskontrolle:
- 29 Sicherheitskontrollstellen Gepäckausgabe